Stadtverkehr im Wandel, Broschüre für das Bundesbauministerium 1986

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Vorwort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vor sieben Jahren hat das Bundesbauministerium die Illustrierte "Wohnstraßen der Zukunft" herausgegeben. Sie brachte viele praktische Beispiele und Anregungen für eine menschengerechte Verkehrsplanung in der Stadt. Dieses Anliegen hat inzwischen breites öffentliches Interesse gefunden. Heute gibt es bei uns keine Gemeinde mehr, die sich dem weitverbreiteten Bürgerwillen zur Verbesserung der Verkehrsprobleme entziehen kann.

Es ist noch viel zu tun, um unsere Städte wieder lebenswert zu machen und zu erhalten. Zu lange sind wir der Faszination des Autos erlegen. Zu lange haben wir offenen Auges mit angesehen, wie unsere Siedlungen für den Individualverkehr zerstört wurden, an Humanität verloren. Natürlich haben unsere Städte sehr viel zu bieten: Arbeitsplätze, Einkaufsangebote, Auswahl an Wohnungen, Kontakt-möglichkeiten. Aber für viele Menschen, insbesondere für alte Leute und Kinder, ist das Leben in einer Stadt oft eine Bedrohung. Sie können in der Stadt häufig nicht richtig "zu Hause" sein. Denn menschliches Wohnen hört nicht an der Haustüre auf. Es braucht nicht allein die Qualität der Wohnung, sondern auch die Qualität der Stadt. Auch das Wohnumfeld muß lebenswert sein. Dazu gehören die Straßen, die öffentlichen Plätze und Grünräume, das ganze Wohnviertel. Dazu gehört auch, sich in der Stadt "zu Hause" zu fühlen.

Viele der Bedrohungen gehen vom Auto aus: Lärm, Abgase, Unfälle, Schäden an Umwelt und Gebäuden, Verlust an Urbanität.

Ich sage ein klares "Ja" zum Auto. Aber das Auto und der Verkehr haben dienende Funktion. Sie dürfen nicht die Herrschaft übernehmen. Wir müssen den Autoverkehr auf ein vernünftiges Maß beschränken.

Ein Weg dahin ist die "Verkehrsberuhigung". Sie trägt wesentlich dazu bei, Lärm und Abgase zu ver-ringern, das Wohnumfeld zu verbessern, die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Sie will die Nachteile des Verkehrs überwinden, um seine Vorteile zu erhalten. Verkehrsberuhigung lenkt die Stadtverkehrsplanung in eine neue Richtung: Sie will den Verkehr und Verkehrsablauf human und umweltfreundlich gestalten. Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau hat die vielfältigen Bemühungen der Gemeinden und der Fachwelt durch zahlreiche wegweisende Publikationen unterstützt. Diese Illustrierte ist ein weiterer Schritt. Sie bietet allgemeinverständliches und anwendbares Anschauungsmaterial für Ideen, Initiativen und Maßnahmen. Sie will zur bürgerschaftlichen Mitwirkung ermutigen. Sie will Planern, Politikern und Verwaltungen helfen, Stadtplanung und Verkehrsplanung stärker zu integrieren. Und sie will beispielhafte Lösungen vieler Städte und Gemeinden vorstellen.

Bonn, im Oktober 1986

Dr. Oscar Schneider

Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau


Impressum

Herausgeber: Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn

Fachliche Betreuung: Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Bonn

Text und Konzeption: Max Eichenhauer, Hans-Henning von Winning, Edgar Streichert, München / Bochum

Mitarbeiterin: Christine Hiller

Graphische Gestaltung: Studio von Seggern, München

Bonn, 1986